Warum DaVinci Resolve 19 meine Arbeit leichter macht und wie es deine Projekte verbessern kann.
Als DaVinci Resolve Trainer, aber auch Colorist, freue ich mich immer sehr darauf, wenn Blackmagic Design eine neue Version vorstellt, die in irgendeiner Weise meinen Workflow schneller macht. Sei es für meine Youtube Videos, oder beim umsetzen von Kunden Projekten. Version 19 bringt eine Fülle an erweiterten Tools und KI-basierten Funktionen mit, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Coloristen und Sound-Designer durchaus interessant sein können.
Schauen wir uns doch mal, die aus meiner Sicht wichtigsten Funktionen und Neuerungen von DaVinci Resolve 19 an.
1. Noch mehr KI Tools: Die DaVinci Resolve Neural Engine
DaVinci Resolve 19 setzt jetzt noch mehr auf KI Funktionen (wer hätte es gedacht 😉 ). Auch wenn ich in vielen Bereichen eher KI-Skeptiker bin, ist die Neural Engine in einigen Bereichen echt ein Meilenstein in bessere und vor allem schnellere Workflows.
1.1 IntelliTrack KI-Punktverfolgung
Eine der Funktionen, die neu ist, ist IntelliTrack, eine deutliche Verbesserung für das Motion-Tracking. Besonders wenn man bspw. Text an ein bewegendes Objekt oder eine Person „ankleben“ möchte, ist es jetzt möglich mit Intelli Track den Punkt besser bei zu behalten, selbst wenn sie vorübergehend durch Hindernisse verdeckt werden. Früher war das echt ein Albtraum, sobald jemand durch den Frame gelaufen ist, oder ähnliches, wurde der Track verloren. Jetzt übernimmt die KI die „Vorhersage“ dieser Bewegungen in Echtzeit und passt sie automatisch an.
IntelliTrack synchronisiert sich auch mit Fairlight, was für präzise Audio-Panning-Effekte genutzt werden kann (bei Vorbeifahrenden Autos oder anderen Objekten).
1.2 KI-gestützte UltraNR-Rauschreduzierung
Die UltraNR-Rauschreduzierung ist eine erweiterte Noise Reduction die so ein bisschen in die Neat-Video Richtung geht. Bis jetzt konnte man Rauschen in DaVinci Resolve nur manuell entfernen, besonders bei Aufnahmen in schwierigen Lichtverhältnissen war das immer schon eine super Erleichterung. Dank der KI kann DaVinci Resolve jetzt aber auch automatisch Rauschmuster erkennen und entfernt sie, ohne dass wichtige Details verloren gehen. Das spart mir enorm viel Zeit und sorgt gleichzeitig für super scharfe (und meist bessere) Ergebnisse, ohne dass ich manuell Nachschärfen muss.
Besonders hilfreich hab ich die Ultra NR bereits bei den Deliziös Produktionen nutzen können. Hier ist das Beispiel aus Singapur, wo ich die Ultra NR in vielen verschiedenen Shots bereits genutzt habe. Da Bernd und das Deliziös Produktions Team vor Ort so gut wie immer in unkontrollierten Umgebungen filmen und das Licht nicht beeinflussen können, ist Noise Reduction hier immer ein großes Thema.
In den folgenden Bildern ist der Unterschied aufgrund von Kompression der JPEGS leider nur bedingt erkennbar – bei mir in Resolve sieht man ihn aber eindeutig.


2. Textbasierte Bearbeitung & KI-Sprechererkennung
Die neue textbasierte Bearbeitung ist ein absoluter Game-Changer beim Editing von langen Interviews. Wenn ich an Interviews oder auch dokumentarischen Inhalten arbeite, kann ich nun direkt auf Basis des gesprochenen Textes schneiden. Die automatische Transkriptionsfunktion spart mir in dem Fall oft viele Stunden, weil ich einfach nach Wörtern oder Aussagen suchen kann, um relevante Stellen zu finden, solange ich mir davor natürlich schon Notizen gemacht habe welche Stellen wichtig sind. Wer viel mit einem Director zusammen Arbeitet und sich die Arbeit eines Rough Cuts noch einfacher machen will, kann natürlich so auch demjenigen kurz zeigen, wie das ganze Funktioniert. Wenn man es einmal verstanden hat, ist es nicht schwieriger als Microsoft Word zu bedienen – also eigentlich für jeden machbar. Das spart im allgemeinen nochmal extrem viel Zeit und nerven.
2.1 Sprecher – Erkennung
Zusätzlich gibt´s in DaVinci Resolve 19 jetzt eine automatische Sprecher – Erkennung. Ich muss nicht mehr stundenlang manuell verschiedene Sprecher in einem Clip zuordnen, sondern die Software übernimmt das für mich. Besonders bei Interviews mit mehreren Personen ist das unglaublich praktisch. Ich kann jeder Stimme einen Namen zuweisen und mich so besser in langen Gesprächen zurechtfinden. Das macht den Schnitt viel schneller und übersichtlicher. Das beste daran, wovon ich richtig überrascht war, er merkt sich die Sprecher im Hintergrund. Somit ordnet er die Sprecher auch in Clips wieder zu, die man danach erst Analysiert oder auch importiert. Finde ich echt Mega praktisch!
3. Endlich auch native Density Control: ColorSlice
Farbkorrektur und Color Grading sind ja zusammen mit dem Editing meine beiden Haupt- Tätigkeiten in DaVinci Resolve 19, und endlich gibt es ein Tool, dass integriert ist und die „Farb Density“ bearbeiten kann. Das neue ColorSlice-Tool hat das Potential, diverse DCTL´s zu ersetzen und somit auch einen einfachen „Density Workflow“ zum Austausch mit anderen DaVinci Resolve Usern zu nutzen.

3.1 ColorSlice Vectorscope
ColorSlice unterteilt das Vectorscope in verschiedene sogenannte „Slices“, was es mir ermöglicht, Farben viel gezielter zu bearbeiten, ohne erst einen Bereich qualifizieren zu müssen. So gibt es zum Beispiel einen seperaten Hautton Bereich, bei dem ich separat Sättigung und Density beeinflussen kann.

3.2 Magic Mask und Hintergrund-Defokussierung
Die Magic Mask in Kombination mit dem neuen Defocus Background Effect kann eine geringe Tiefenschärfe erzeugen, vom Prinzip her so ähnlich wie das der „Cinema Mode“ im Iphone oder bei anderen Handys macht. Selbst wenn die Aufnahme mit einer einfacheren Kamera oder geschlossener Blende gemacht wurde. Das ist ein spannender Effekt, den man durchaus gut kreativ nutzen kann.
4. Verbesserte Workflow-Effizienz: Node Graph Stack
Als jemand, der oft komplexe Farbkorrekturen mit viel zu großen Node Trees durchführt, hat mir der neue Node Graph Stack eine deutlich bessere Übersicht über manche Arbeits-Schritte verschafft. Das System unterteilt die Nodes quasi in verschiedene Ebenen, sogenannten Compound Nodes, also quasi genauso wie wir die Compound Clips in der Edit Page nutzen können. Das kann eben dabei helfen, geordneter zu arbeiten und manche Schritte die nicht zwangsläufig zwischen Clips angepasst werden muss „aufzuräumen“.
4.1 Ebenenbasierte Node-Workflows
Die Möglichkeit, bis zu vier separate Node-Ebenen (oder Compound Nodes) ineinander zu nutzen, kann vielleicht dem ein oder anderem helfen bei der Sortierung des Node Konstrukts. Bei mir ist es meist so, dass ich bis jetzt maximal 1 Ebene davon nutze, mal schauen ob sich das in Zukunft ändert. So bleibt mein Workflow klar und organisiert, selbst bei sehr komplexen Projekten.



5. Fairlight: Verbesserte Audio-Tools
Die Audio Page – Fairlight hat in Version 19 ein riesiges Upgrade erhalten. Auch hier kommt wieder super viel AI zum Einsatz, was uns das Leben aber deutlich einfacher machen kann.
5.1 IntelliTrack für Audio
Das visuelle IntelliTrack-Feature hat jetzt ein Pendant im Audiobereich. Fairlight passt automatisch das Audio-Panning an, wenn sich Objekte im Bild bewegen. Das kann für eine immersive Audioerfahrung sorgen, ohne dass man manuell irgendwelche Keyframes setzen muss.
5.2 Der Dialog Leveler
Die adaptive Dynamikverarbeitung oder auch Dialog Leveler genannt, passt die Audiopegel automatisch an, was dabei helfen kann, einen konsistenten Mix zu machen. Es sei aber auch hier gesagt, dass die AI meist nicht besser funktioniert, als das was wir selbst machen. Daher, wer Mixen kann, der ist gut beraten das weiterhin so zu machen. Für jeden, der absolut keine Ahnung hat, wie man Dialog abmischen kann – ist der Dialog Leveler eine feine Sache!
6. Motion Estimation mit Speed Warp: Jetzt schneller
Speed Warp ist eines der Tools, das ich immer dann verwende, wenn ich irgendeine Art von Slowmotion brauche. In Version 19 ist es jetzt noch schneller geworden und liefert immer noch die bekannten Ergebnisse.
7. Micro Panel: Bluetooth-Integration
Da ich immer mal wieder unterwegs bin und mein großes Panel da oft nicht sinnvoll mitnehmen kann, ist das Micro Panel eine traumhafte Unterstützung. In Kombination mit dem Ipad Slot und der Remote Grading Funktion, hat man auch ein kleines „Referenz“ Display immer mit dabei. Ja, das Ipad ist kein richtiger Referenz Monitor, allerdings kommt es im Referenz Modus wirklich nahe an meinen Kalibrierten Monitor in der Grading Suite ran.
Fazit: DaVinci Resolve 19 hat viele spannende neue Funktionen
Mit den neuen KI-gestützten Funktionen, den verbesserten, bzw. neuen Farbwerkzeugen (vor allem Color Slice) und der besseren Effizienz bei den meisten Audio- und Video-Workflows, ist DaVinci Resolve 19 ein willkommenes Update. Lediglich die Stabilität ist bei dem ein oder anderem Effekt, bzw. der Effekte Kombination noch ausbaufähig. Ich hatte (auf einem M1 Max Mac) leider dadurch schon den ein oder anderen Absturz, wenn auch durch Live Save nie etwas verloren gegangen ist.